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Großherzogtum Baden
Das Großherzogtum Baden enstand in den großen historischen Umwälzungen in der Folge der Französischen Revolution und der ihr folgenden Koalitionskriege zwischen Napoleon und den etablierten Großmächten Preußen, Österreich und Rußland. Baden suchte zunächst aufgrund seiner geografischen Nähe eine „taktisch“ enge Anbindung an Frankreich und erhielt dafür zu Beginn des 19. Jahrhunderts sowohl die Aufwertung von der Markgrafschaft zum Großherzogtum als auch erhebliche rechtsrheinische Gebietszuwächse. Aus dem territorialen Flickenteppich entlang des Oberrheins entstand ein geschlossenes Staatsgebiet von Konstanz bis in den Odenwald. Als Großherzog Karl Friedrich 1811 starb, hatte das Großherzogtum Baden eine Fläche von mit etwa einer Million Einwohnern. Somit waren also die Fläche und die Bevölkerungszahl Badens innerhalb von sieben Jahren um einen Faktor vier angewachsen. Aus Sicht Badens hatte sich die Nähe zu Frankreich also ausgezahlt. Um den Aufstieg Badens in das Konzert der europäischen Fürsten nachzuvollziehen, ist es wichtig, die Beziehung der Fürstenhäuser untereinander aber auch die Vorgeschichte des französischen Absolutismus und der Revolution zu verstehen.
Erfahrungen aus der Zeit des Absolutismus
Als Baden Großherzogtum wurde, war Karl Friedrich von Baden (1728-1811) am Zenit seiner Macht und mit 73 Jahren Amtszeit einer der am längsten regierende Monarchen der Geschichte. 1771 erbte er die seit 1515 von der „bernhardinischen Linie“ regierte Markgrafschaft Baden-Baden und führte die beiden Markgrafschaften zur Markgrafschaft Baden zusammen. Er gilt als Musterbeispiel eines aufgeklärten absolutistischen Herrschers, förderte in seiner langen Regierungszeit Schulen und Universitäten, Rechtsprechung, Verwaltung, Wirtschaft und Landwirtschaft, Kultur und Städtebau. Verdienste erwarb er sich vor allem um die Reorganisation der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, die seither den Beinamen „Karl“ ihm zu Ehren führt. Er schaffte 1767 die Tortur und 1783 die Leibeigenschaft ab. 1809 erließ er das fortschrittliche Badisches Judenedikt.
Die Grundlagen für die Reformpolitik Karl Friedrichs waren schon von seinem Großvater Karl III. Wilhelm von Baden-Durlach (1679-1738) gelegt worden. Er gründete 1715 die Stadt Karlsruhe und verlegte von Durlach aus die Residenz der Markgrafschaft dorthin. Der zentrale Bau des Schlosses und der ganzen Residenzstadt wurde der sogenannte Bleiturm. Von diesem Turm in der Mitte des Schlosses erstrecken sich 32 Alleen wie die Markierungen einer Windrose gleichförmig nach allen Seiten. Der Grundriss prägt noch heute die „Fächerstadt“ Karlsruhe. Mit der Sanierung der Staatsfinanzen und der Schaffung einer zuverlässigen Verwaltung legte er außerdem die Grundlagen für die Reformpolitik seines Enkels Karl Fridrich. Zeitlich etwas früher verlegte übrigens 1705 Ludwig Wilhelm von Baden-Baden (Türkenlouis, katholische Linie) seine Residenz von Baden-Baden nach Rastatt in das Rastatter Schloss ; Baden-Baden blieb hingegen Amtsstadt. Zufall?
Die Kindheit Karl Wilhelms war jedoch vom Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688–1697) mit Frankreich überschattet. Durch eine expansive Außenpolitik und mehrere Kriege (Holländischer Krieg, Pfälzischer Erbfolgekrieg, Spanischer Erbfolgekrieg) löste der Sonnenkönig Ludwig XIV. sein Land aus der habsburgischen Umklammerung und festigte dadurch Frankreichs Stellung als dominierende Großmacht in Europa. Dazu hatte er zunächst die zum Heiligen Römischen Reich gehörende Territorien im Elsaß und nördlich von Lothringen bis zur Eifel dem französischen Königreich einverleibt. Im Rahmen des Pfälzischen Erbfolgekrieges kämpfte Frankreich dann gegen die Wiener Große Allianz aller Großmächte – ähnlich wie später Napoleon. Der Krieg fand anfangs vorwiegend in der Kurpfalz, in großen Teilen Südwestdeutschlands sowie am Niederrhein statt. Als Reaktion auf die vorrückenden Alliierten verwüsteten französische Truppen auf Anraten des Kriegsministers Louvois in wiklich grausamer Form systematisch die Pfalz und angrenzende Gebiete.
Zitat Schreiber?
Zahlreiche Dörfer, Burgen, Festungen, Kirchen und ganze Städte wie Speyer, Mannheim und Heidelberg und auch Baden-Baden wurden 1689 zerstört. Baden-Baden war nach dem „großen Brand“ auf Jahrzehnte zurückgeworfen und erholte sich erst Ende des 18. Jahrhunderts mühsam von den Folgen; das Stadtarchiv wurde damals leider vollständig zerstört. Der militärische Effekt der verbrannten Erde wurde allerdings durch einen ungeheuren Einbruch der öffentlichen Meinung im Reich und im Ausland zu Ungunsten Frankreichs und seines Zerstörungswerks erkauft. Karl Wilhelm floh zunächst mit seiner Familie vor den französischen Truppen ins Exil nach Basel, musste sich aber bereits zu Beginn den 18. Jahrhundert mit dem spanischen Erbfolgekrieg in der nächsten Eskaltion mit Frankreich auseinandersetzen.
Aus machtpolitischer und kiegsstrategischer Sicht ist diese Vorgeschichte nicht unbedeutend, denn in den Badischen Geschichtsbüchern und Stadtbeschreibungen um 1800 wird immer wieder auf die grausame Politik der verbrannten Erde verwiesen. Frankreich war nicht Teil des Heiligen Römischen Reiches und befand sich in einer Dauerfehde und im Positionierungskampf unter den Großmächten, obwohl es als Zentrum des Absolutismus von allen Herrscherhäusern in Europa in seinem höfischen Zeremoniell und seinen architektonischen Prachtbauten außerst neidisch kopiert wurde. Die neuen Residenzen der Badischen Herrscher in Karlsruhe und Rastatt stehen dafür exemplarisch.
Frankreich hatte bereits 50 Jahre vor dem pfälzischen Erbfolgekrieg Mitte des 17. Jahrhunderts erste Erfahrungen mit den labilen Reichsstrukturen insbesondere im westlichen Teil des deutschsprachigen Raumes gemacht. So entstand 1658 in Folge des 30-jährigen Krieges und dem westfälischen Frieden der Erste Rheinbund. Diese Rheinische Allianz war ein überkonfessionelles Defensivbündnis geistlicher und weltlicher Reichsfürsten des Heiligen Römischen Reiches gegen den römisch-deutschen Kaiser. Frankreich trat diesem Bund ebenfalls bei, konnte so seine Truppenstärke erhöhen und hatte einen wirksamen Schutz vor den österreichischen Habsburgern. Der Rheinbund war ein Höhepunkt des Kampfes zwischen Habsburg und Bourbon um die Beherrschung des Kaiserreiches und lieferte wertvolle Erfahrungen für das Versailler Außenministriums, die Napoleon 150 Jahre später bei seinen Koalitionskriegen zusammen mit dem Rheinbund nutzen konnte. Frankreich hatte gelernt, über Kolationen das Kaiserreich zu spalten.
Napoleon und der Aufstieg Badens in das Konzert der Fürsten
Für die etablierten Mächte stellte die Französische Revolution und der Aufstieg Napoleons eine fudamentale Bedrohung ihrer Machsstrukturen dar und man versuchte, durch wechselnde Koalitionen ihrer Auswirkungen einzudämmen oder gar ganz rückgängig zu machen. 1797 beendete der Frieden von Campio Formio zwischen Frankreich und dem militärisch geschlagenen Österreich den Ersten Koalitionskrieg und der Aufstieg Napoleons begann sich zu entfalten. Das linke Rheinufer wurde wie damals von Ludwig XIV von Frankreich annektiert und die Fürsten wurden auf Anraten Österreichs dafür rechtsrheinisch entschädigt, wofür der Reichtag eine Reichsdeputation entsandte. Die Entschädigungen sollten auf dem Rastatter Kongress 1797-99 verhandelt werden und auch das Reich als Ganzes Frieden mit Frankreich schließen.
Baden-Baden kam während der ersten Verhandlungen auf dem Rastatter Kongress durch seine Nähe eine erste Erwähnung als „Baden bei Rastatt“ zu, da scheinbar einige Kongressteilnehmer einen Abstecher zur Erholung oder zu Gesprächen dorthin machten. Die Bedeutung des Kongresses für die Entwicklung der Stadt wird aber in der Fachlitratur überschätzt, da die offiziellen Besucherzahlen keine echte Initalzündung für den anschließenden Aufstieg der Bäderstadt bestätigen. Außerdem kam es nie zu einem rechtskräftigen Friedensschluss auf dem Rastatter Kongress, da 1799 bereits der zweite Koalitionskrieg ausbrach und die Gäste völlig ausblieben. Angemerkt soll aber sein, dass Aloys Schreiber (xxx) auf Anweisung der Regierung das Protokoll für den Kongress publizierte. Jener Schreiber taucht in den folgenden Jahren an vielen Stellen als eine der zentralen Schnittstellen zwischen Politik, Geschichtsschreibung, Kunst, Literatur und Verlagswesen in den Städten Karlsuhe, Baden-Baden und Heidelberg auf.
Baden war auf dem Weg von der Markgrafschaft zum Kurfürstentum. Dies war eine kurzlebige und inoffizielle Bezeichnung in den drei letzten Jahren des Heiligen Römischen Reichs. Sie entstand 1803 mit dem Inkrafttreten des Reichsdeputationshauptschlusses. Für die Abtretung der linksrheinischen Gebite wurde Karl Friedrich dreifach rechtsrheinisch entschädigt. Erstens erhielt er durch Säkularisation der geistlichen Fürstentümer die „frei“ werdenden Kurwürden in Konstanz, Basel, Straßburg und Speyer sowie außerdem die Reichsabtei Salem, Allerheiligen und Lichtental. Zweitens wurden bisher unabhängige Reichstädte wie die angrenzende Ortenau mit Offenburg und der Linzgau mit Überlingen eingegliedert. Drittens erhob der badische Gesandte, Sigismund von Reitzenstein, die zunächst taktische Forderung nach Eingliederung der Kurpfalz nach Baden. Bayern erklärte sich zu einem Verzicht auf die damals ohnehin überschuldete Kurpfalz mit den Residenzstädten Mannheim und Heidelberg bereit und erhielt als Ausgleich das Fürstbistum Augsburg.
Frankreich stand aber nun faktisch vor den Toren Karlsruhes und Napoleon schickte sich mit allen Mitteln an, die süddeutschen Staaten gegen Preußen und Österreich auf seine Seite zu ziehen. Dazu betrieb er mit den jüngeren Angehörigen seiner Familie gezielte Heiratspolitik und setzte auch in Baden unaufhaltsam Geschwister und Gefolgsleute als Herrscher der abhängigen Staaten ein:
- Joseph wurde 1806 zunächst König von Neapel und 1808 König von Spanien
- Louis wurde 1806 König von Holland
- Elisa wurde 1805 Fürstin von Lucca und Piombino, 1809 Großherzogin der Toskana,
- Pauline war vorübergehend Herzogin von Parma und Herzogin von Guastalla
- Caroline Bonaparte wurde 1806 Großherzogin von Berg und 1808 Königin von Neapel
- Jérôme wurde 1807 König des neugeschaffenen Königreichs Westphalen
- Napoleons Adoptivtochter Stéphanie de Beauharnais heiratete 1806 Erbprinz Karl von Baden und wurde 1811 Großherzogin von Baden.
- Lucien, mit dem er sich überworfen hatte, ging leer aus.
Stéphanie de Beauharnais wurde mitten in den Wirren der französischen Revolution als Tochter des Hauptmanns der königlichen Leibgarde Claude de Beauharnais geboren. Napoléon Bonaparte, damals Erster Konsul Frankreichs, hatte erfahren, dass es in Südfrankreich eine – wenn auch entfernte – Verwandte seiner Frau Joséphine de Beauharnais gab. Er adoptierte sie, erhielt den Titel „Son Altesse Impériale Mademoiselle Stéphanie Napoléon, fille adoptive de Sa Majesté l’Empereur des Français, Roi d’Italie“ und rangierte damit im Hofzeremoniell vor den beiden Schwestern Napoleons. Im April 1806 wurde die Hochzeit Stéphanies mit Erbprinz Karl von Baden in den Tuilerien gefeiert und sie bezogen ihre neue Residenz, das Mannheimer Schloss. In den Folgejahren lebte Stéphanie parallel in ihrem Sommerpalais in Baden-Baden auf Annaberg, dort wo heute die Realschule steht. 1812 wurde mit unter dem Jubel der Karlsruher Bevölkerung die Geburt eines Thronfolgers verkündet. Das Kind starb jedoch bereits 17 Tage nach der Geburt. Später entstand das Gerücht, dieses Kind sei gegen einen kranken Säugling vertauscht worden und 1828 als Kaspar Hauser in Nürnberg wieder aufgetaucht.
Nachdem Napoleon durch eine Volksabstimmung und den Senat die Kaiserwürde angetragen worden war, krönte er sich am 2. Dezember 1804 in der Kathedrale Notre Dame während der Zeremonie in Anwesenheit von Pius VII. selbst zum Kaiser. Damit wollte er sich nicht zuletzt in die Tradition Karls des Großen stellen, der tausend Jahre zuvor aus dem Frankenreich heraus die Nachfolge des Römischen Reiches angetreten hatte, die Krone aber unentwegt bei den östereichsichen Habsburgern lag. Ein Jahr später, am 26. Mai 1805, wurde Napoleon im Mailänder Dom mit der Eisernen Krone der Langobarden auch noch zum König von Italien gekrönt. Napoleon forderte nun die Anerkennung von Kaiser Franz II, der im Gegenzug ja zum Kaiser Österreichs werden könne. Dieses Verhalten war ein Affront für alle Adelhäuser und führte zu weiteren Konflikten in den internationalen Beziehungen. Zar Alexander I ging darauf hin ein Bündnis mit Großbritannien und Österreich ein; Preußen beteiligte sich taktisch zunächst nicht, sondern erst bei der späteren Dreikaiserschalcht, um Österreich nicht unnötig zu stützen.
Napoleon marschierte nun zusammen mit den nach dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 gestärkten südddeutschen Länder Bayern, Württemberg und Baden Richtung Wien und siegte. Er forderte, nun dass Bayern, Württemberg und Baden mit voller Souveränität ausgestattet und somit mit Preußen und Österreich gleichgestellt wurden, wodurch sie sich nun faktisch außerhalb der Reichsverfassung befanden. Dazu wurde 1806 aus anfangs 16 Ländern der „neue“ Rheinbund gegründet. Seine Mitglieder verpflichteten sich zur militärischen Unterstützung Frankreichs und zum Austritt aus dem Heiligen Rämischen Reich. Daraufhin legte Franz II. die Kaiserkrone des Heiligen Römischen Reiches nieder, die Zeit der Habsburger Vorherrschaft war beendet. Bereits im Jahre 1808 hin gehörten fast alle deutschen Staaten außer Österreich und Preußen zum Rheinbund. Es entwickelte sich ein „Drittes Deutschland“ ohne Österreich und Preußen.
Als Kurfürst Karl Friedrich am 12. Juli 1806 dem von Kaiser Napoleon I. dominierten Rheinbund beitrat, nahm von Napoleons Gnaden den Titel eines Großherzogs und das Prädikat Königliche Hoheit an. Baden erhielt dafür weitere Gebiete vor allem in Richtung Schwarzwald/Bodensee. Als Gegenleistung mussten die badischen Truppen an den letztendlich erfolglosen Feldzügen Napolens gegen Preußen und Rußland teilnehmen und sein Sohn Karl wurde mit der Adoptivtochter Napoleons verheiratet.
Nach dem Tod des Großherzogs Karl Friedrich folgte 1811 dessen Enkel Karl auf den Thron, da sein Sohn Karl Ludwig berits 1801 verstorben war. 1812 befand Baden nach der Völkerschlacht bei Leipzig in einer schwierigen Lage und zögerte länger als Bayern und Württemberg mit dem Ausstieg aus dem französischen Bündnis, da es wegen der Grenzlage zu Frankreich besonders gefährdet schien, falls Napoleon das Kriegsglück doch noch hätte wenden können. Außerdem fühlte sich der noch sehr junge, frisch gekürt und ein Jahr zuvor verheiratete Großherzog Karl durch seiner Ehe mit Napoleons Adoptivtochter Stephanie von Beauharnais gebunden. Erst Ende 1813 beschloss der badische Staatsrat den dringend notwendigen Bündniswechsel, denn eine französische Kapitulation und damit der Untergang unter Napolen war bereits abzusehen und der Zeitpunkt gerade noch günstig genug, den Alliierten unter Führung Österreichs, Preußens und Russlands als Bündnispartner willkommen zu sein. Ohne diesen fundamental wichtigen Positionswechsel hätte Baden in den anschließenden Friedenverhandlungen wahrscheinlich den Großteil seiner zuvor erworbenen Gebiete wieder abgeben müssen. Die Souveränität und territoriale Ausdehnung des Großherzogtums Baden blieben auf dem Wiener Kongress 1814-15 zunächst unter Vorbehalt unangetastet, jedoch musste Baden als Gegenleistung dem Deutschen Bund beitreten, der das 1806 untergegangene Heilige Römische Reich Deutscher Nation ersetzen sollte. Die Neuordnung des europäischen Staatensystems war damit abgeschlossen.
Wie konnte es aber dazu kommen, dass sich die Mitglieder des Rheinbundes auf Napoleons Seite geschlagen haben? War die Positionierung gegen die etablierten Großmächte und die persönlichen Verflechtungen dafür nicht zu rsikant?
Amalie von Hessen-Darmstadt und das Nachfolgechaos
Karl Ludwig von Baden (1755-1801) war ältester Sohn von Karl Friedrich und kam, da er schon vor dem Tode seines Vaters 1811 verstarb, als Erbprinz nie an die Macht. Karl Ludwig hat aber insofern eine sehr wichtige Bedeutung für das Haus Baden, da aus der Heirat mit seiner Frau Amalie von Hessen-Darmstadt ingesamt 8 Kinder hervorgingen, die quais mit sämtlichen Herscherhäusern in Europa verheiratet wurden. Amalie ist deshalb auch als „Schwiegermutter Europas“ bekannt worden, da sie durch geschicktes Handeln ihre Töchter in einflussreiche Fürstenhöfe vermählte. Aus ihrer Ehe gingen sechs Töchter und zwei Söhne hervor – wovon ein Sohn im Kindesdalter verstarb und der zweite Sohn Karl Ludwig Friedrich eben Großherzog wurde. An diesem Beispiel wird deutlich, wie bedeutsam die familiären Verbindungen zwischen den Großmächten waren und deshalb bei der Beurteilung des Machtverhaltens zu berücksichtigen sind.
| Amalie Christiane | unverheiratet |
| Karoline | König Maxinilain I Joseph von Bayern |
| Luise | Zar Alexander I von Rußland |
| Friederike | König Gustav IV von Schweden |
| Marie | Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Wolfenbüttel |
| Karl Ludwig Friedrich | Prinzessin Stephanie von Beuharnais |
| Wilhelmine | Großherzog Ludwig II von Hessen |
Amalie war am Hof in Karlsruhe nicht zuletzt auch wegen des frühen Todes ihres „kindlichen“ Mannes und des unterkühlten Verhältnisses zu den dominanten Schwiegereltern nicht glücklich; außerdem vermisste sie den Glanz und die Würde, die sie zum Beispiel am preußischen und russischen Hof kennengelernt hatte. Als Gegnerin von Napoleon hatte sie versucht, die Hochzeit ihres Sohnes Karl Ludwig Friedrich mit Napoleons Adoptivtochter Stéphanie zu verhindern. Insofrn ist es erstaunlich, dass sie während des Wiener Kongresses ihren starken Einfluss auf ihren Schwiegersohn Zar Alexander I. dafür nutzen konnte, dass das von Napoleon geschaffene Großherzogtum Baden ohne Gebietsverluste erhalten blieb.
Weder mit ihrer neuen Schwiegertochter noch mit Karl Friedrichs zweiter Gemahlin Luise von Hochberg verstand sie sich, was sie veranlasste, ins Schloss Bruchsal zu ziehen. Im Schlösschen Rohrbach bei Heidelberg hatte sie ihren Sommersitz. Das Schloss war ein Geschenk ihres Schwiegersohnes Maximilian von Bayern. Hier empfing sie neben Zar Alexander I. und Kaiser Franz I. auch Johann Wolfgang von Goethe.
Als Amalias Sohn Großherzog Karl Ludwig Friedrich bereits 1818 nach nur 7 Jahren Regierungszeit frühzeitig verstarb und er keine überlebenden männlichen Nachfahren hatte, übernahm nach seinem Tod 1818 sein Onkel Ludwig I. – der drittgeboren Sohn von Karl Friedrich – zunächst den Thron. Karl Friedrich war zuvor in der für Baden schwierigen Umbruchszeit auch direkt in die Regierungsgeschäfte eingebunden: 1803 wurde er Kriegsminister, 1804 übernahm er die Verantwortung für die Finanz- und Forstverwaltung des jungen Großherzogtums. Ludwig wurde zunächst von Napoleon und der französischen Regierung geschätzt wie auch selber vielfach als Freund der französischen Politik eingestuft und zuletzt als Vermittler französischerseits für die von Napoleon geplante Ehe mit seiner Adoptivtochter Stephanie eingebunden. Doch schon beim nachfolgenden Besuch Napoleons veranlasste Napoléon den Rücktritt Ludwigs von seiner Finanz- und Forstverantwortung. Anfang 1808 legte Ludwig nach scharfer Kritik durch Napoléon die Verantwortung für das badische Militär nieder und wurde schließlich 1810 auf Druck Napoléons nach Schloss Salem verbannt. Er durfte erst 1812, nach dem Tode seines Vaters, Karlsruhe betreten und wurde 1818 Großherzog.
Mit der Verfassung vom 22. August 1818 wurde Baden zur konstitutionellen Monarchie. Großherzog Karl unterzeichnete die neue Verfassung, welche damals die freiheitlichste im Deutschen Bund war und einen Landtag vorsah: die Badische Ständeversammlung mit zwei Kammern. Dieses Parlament sollte dem Zusammenwachsen der Bevölkerung des Großherzogtums Baden dienen, da das Land auf sehr unterschiedliche kulturelle und landsmannschaftliche Traditionen zurückblickte. Man hoffte Eintracht und ein gemeinsames Staatsbewusstsein aller Badener und ein einheitliches Staatswesen zu befördern.
Im Inneren vertrat Ludwig jedoch eine autokratische Politik. Die liberale badische Verfassung gab dem Landtag vergleichsweise große Vollmachten. Da Ludwig die Verfassung wenig schätzte, versuchte er mehrfach, die Rechte des Landtags auszuhebeln, indem er diesen nur selten einberief oder Beamte, die gleichzeitig Mitglieder des Landtags waren, an ihren Aufgaben zu behindern.
Mit dem Tode Ludwigs durch einen Schlaganfall waren die ebenbürtigen Nachkommen des Hauses Baden aus der ersten Ehe des Großherzogs Karl Friedrich im Mannesstamm ausgestorben. Die Regentschaft wechselte daher gemäß einer 1818 auf dem Aachener Kongress festgelegten Regelung auf die Nachkommen aus der morganatischen Zweitehe von Großherzog Karl Friedrich mit der wesentlich jüngeren Hofdame Luise Karoline Geyer von Geyersberg. Sie war in weiser Voraussicht auf Karl Friedrichs persönlichen Wunsch 1796 vom habsburger Kaiser Franz II. zur Reichsgräfin von Hochberg erhoben und für erbberechtigt erklärt worden. Somit wurde Leopold als erster Sohn des aus der zweiten Ehe 1830 neuer Großherzog. MIt seiner Frau, der schwedischen Prinzessin Sophie Wilhelmine von Holstein-Gottorp, und seiner schnell wachsenden Familie verbrachte er regelmäßig die Sommermonate in Baden-Baden, wo er 1824 das von Friedrich Weinbrenner gestaltete Palais Hamilton erwarb. Erbprinz Leopold kann ohne weiteres ein maßgeblicher Einfluss auf die Umgestaltung der kleinen mittelalterlichen Bäderstadt zur zeitgemäßen und hohen Ansprüchen genügenden „Capitale d’été“ (Sommerhauptstadt) zugestanden werden. Zu Beginn seiner Regierungszeit weckte Großherzog Leopold beim Volk hohe Erwartungen an eine politische Wende, da er ein neues Regierungskabinett mit fortschrittlich denkenden Mitgliedern berufen hatte und 1831 ein Pressegesetz erließ, das seinesgleichen in Deutschland suchte. Dem Rücknahmedruck konnte Großherzog Leopold im Jahr 1832 nicht standhalten. In den Folgejahren hatte er sich mit dem wachsenden Unmut in der Bevölkerung auseinanderzusetzen, der 1848 in der badischen Revolution eskalierte, worauf hin die großherzogliche Familie nach Koblenz ins Exil floh. Der Großherzog beantragte Preußische Hilfe zur Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung. Am 18. August 1849 zog Großherzog Leopold mit den Siegern wieder in die Residenzstadt Karlsruhe ein.
1843 gestand er seiner Stiftante – Napoleons Stieftochter Stephanie das Neue Schloss, Großherzogin Stéphanie als Witwensitz zugestanden, jedoch kaum von ihr genutzt, gegen sein Sommerpalais eintauschte. Umfangreiche Ausbau- und Renovierungsarbeiten am Neuen Schloss sorgten für eine komfortable Unterkunft der großherzoglichen Familie und ließen Baden-Baden zur Sommerresidenz des Landesfürsten werden.
Zurück zur Stabilität mit Friedrich I
Friedrich war der zweite Sohn Großherzog Leopolds von Baden. Als Prinz des Hauses Baden saß er von 1847 bis 1852 in der Ersten Kammer der Badischen Ständeversammlung. Da sein älterer Bruder (Ludwig II.) unheilbar krank war, übernahm er nach dem Tod seines Vaters Ludwig die Regentschaft und wurde schon 1858, zwei Jahre vor dem Tode seines Bruders, selbst Großherzog.
Friedrich I. galt als sehr liberal und war Verfechter der konstitutionellen Monarchie. In seiner Regierungszeit erfolgten in Baden viele wichtige und richtungweisende Reformen. So wurde der Religionsunterricht 1860 kirchlicher, das öffentliche Schulwesen dagegen ganz der staatlichen Kontrolle unterstellt. 1869 führte Baden die bürgerliche Eheschließung wieder ein, sechs Jahre vor der reichseinheitlichen Zivilehe, und seit 1904 galt für die zweite Kammer des badischen Landtags das geheime und direkte Wahlrecht.
Unter Friedrichs Herrschaft wurde das aufstrebende Mannheim zu einem Zentrum der Industrie, da er die Wasserwege und das Eisenbahnnetz den Anforderungen der Industrialisierung entsprechend ausbauen ließ. Der als gebildet und kultiviert geltende Herrscher half, die Grundlagen für den wirtschaftlichen Wohlstand im Südwesten Deutschlands zu schaffen.
Friedrich I. war auch ein Förderer der Kunst. Die Errichtung der Großherzoglich-Badischen Kunstschule, die heutige Staatliche Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe, im Jahr 1854 geht auf seine Initiative zurück. Die Gründung der Großherzoglichen Majolika Manufaktur unterstützte er mit privaten Mitteln.
Unter Friedrich I., einem Anhänger der deutschen Einheit unter preußischer Führung, trat Baden dem Norddeutschen Bund und später dem Deutschen Reich bei. Friedrich war es auch, der am 18. Januar 1871 vor den versammelten Fürsten im Spiegelsaal von Versailles das erste Hoch auf den zum Kaiser proklamierten preußischen König Wilhelm I. ausbrachte.
Entwicklung nach 1818-48
Nach den Kriegswirren begann für Baden der Weg in die Moderne, wobei sich die Handlungsträger zunächst als entschlussfreudige Reformer präsentierten. Die ersten Jahrzehnte des neuen Staates waren jedoch noch mit erheblichen Entwicklungsproblemen aufgrund der traditionell geprägten Ständegesellschaft konfrontiert. Noch übte eine kleine Gruppe von Standesherren des alten Adels mancherorts einen mächtigen Einfluss aus.
Bis 1809 war das Territorium Badens im Zivilrecht ein Flickenteppich aus altem Landrecht des 17. Jahrhunderts. Am 1. Januar 1810 ersetzte sie alle der neue Code Napoléon mit Zusätzen und Handelsrecht als Landrecht für das Großherzogtum Baden. Dieses badische Zivilrecht von 1810 blieb bis zum Jahre 1900 in Geltung, als es durch das am 1. Januar 1900 in Kraft getretene Bürgerliche Gesetzbuch ersetzt wurde.
Wirtschaftliche Entwicklung
Mit der Abkopplung von Frankreich wurde die Zollgrenze an den Rhein verlegt. Somit litt Baden seit Anfang des 19. Jahrhunderts zunächst unter seiner neu entstandenen wirtschaftlichen Randlage im deutschen Reich. Die Schifffahrt am Oberrhein war in vorindustrieller Zeit langsam aber auch vor seiner Begradigung ein wichtiger Transportweg war. Stromabwärts wurden die wenig manövrierfähigen Holzschiffe am Oberrhein meist gerudert, stromaufwärts hingegen von Schiffsziehern oder mit Hilfe von Pferden von Land aus bewegt. Dieses so genannte Treideln war eine harte und gefährliche Arbeit. Für die Landschaft entlang des Rheins bestand zudem ständige Hochwassergefahr. Von 1817 bis 1874 wurde der Oberrhein begradigt und dadurch zur europäischen Großwasserstraße. Im Jahre 1827 fuhr das erste Dampfschiff auf dem Rhein, was als Nebeneffekt den romantischen Rheintourismus insbesondere auf der Strecke Mainz bis Köln beförderte. Die erste Strecke der Badischen Staatseisenbahnen auf der Hauptlinie Mannheim – Basel wurde von 1840 bis 1855 erbaut und in Betrieb genommen. Durch die starke Verbesserung der Transportmöglichkeiten entstanden nun in den Orten mit Bahnanschluss zunehmend feste Kolonialwaren- und Gemischtwarenläden.
Bis zur Gründung des Deutschen Reichs 1871 war der süddeutsche Silbergulden zu 60 Kreuzer und ab 1838 parallel der Taler des Deutschen Zollvereins offizielles Zahlungsmittel. Nach der Gründung des Deutschen Reichs wurde durch das Deutsche Münzgesetz vom 9. Juli 1873 und durch die kaiserliche Verordnung vom 22. September 1875 die Mark zu 100 Pfennigen mit Wirkung vom 1. Januar 1876 als gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt.
In den Jahrzehnten bis zur Revolution von 1848 änderte sich die Gesamtstruktur der Wirtschaft noch wenig. Nur etwa ein Viertel der Bevölkerung lebte in den großen Städten wir Karlsruhe, Mannheim oder Heidelberg mit rund 20.000 Einwohnern im Jahr 1850. Als Garnisonsstadt wichtig war zudem Rastatt, als Kurort Baden-Baden, welches damals wie das Land nur Baden hieß.
In Konkurrenz zu den im Niedergang befindlichen Zünften gelang einigen Handwerksbetrieben die Entwicklung zur Fabrik (Baumwollspinnereien/-webereien, Tuchmanufakturen, Papierfabriken und chemische Fabriken). Zu Beginn des 19. Jahrhunderts entwickelte sich in Karlsruhe außerdem das für die bürgerliche Gesellschaft des Biedermeierzeitalters so wichtige Verlagswesen.
Revolution
Als Anfang des Jahres 1848 die Bankhäuser Haber und Kusel in Karlsruhe zusammenbrachen, brachte dies neben vielen Privatanlegern auch die drei größten badischen Industriebetriebe in schwere Bedrängnis: die Zuckerfabrik in Waghäusel, die Spinnerei und Weberei in Ettlingen und die Maschinenbau-Gesellschaft in Karlsruhe. Der Landtag folgte am 29. Januar 1848[5] gegen den Widerstand Friedrich Heckers einem Regierungsantrag zur Übernahme der Zinsgarantien, um die Arbeitsplätze der drei vom Konkurs bedrohten Unternehmen zu sichern.